Prefab Sprout - Crimson/Red (2013)

Eine unverhoffte Wiederkehr von Prefab Sprout mit einem Pop-Meisterwerk.
Im Juni 2013 rauschte es gewaltig im weltweiten Netz, denn es wurde die Meldung verbreitet, dass ein neues Prefab-Sprout-Album kurz vor der Veröffentlichung stehe. Das war schon eine handfeste Sensation, denn deren scheuer Chefdenker Paddy McAloon macht sich relativ rar. In letzter Zeit waren sogar häufiger Gerüchte aufgetaucht, dass er aufgrund gesundheitlicher Probleme das Musik machen ganz an den Nagel gehängt habe. Paddy McAloon gründete Prefab Sprout bereits 1977 in Newcaste, brachte aber erst im Jahr 1984 mit „Swoon“ das erste Album heraus. Bis in die Neunzigerjahre war die Formation eine der Gallionsfiguren des anspruchsvollen, intelligenten Pop aus Großbritannien.
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Und nun gibt es tatsächlich hochwillkommenes neues Material von den Feingeistern, das allerdings hinsichtlich der Herkunft Fragen aufwirft. Paddy McAloons Stimme klingt so frisch und jugendlich wie in jungen Jahren. Kann ein heute 56 Jahre alter Sänger seine Stimme wirklich über Jahrzehnte konservieren? Oder sind die Aufnahmen gar nicht aktuell, sondern aus den Archiven gehoben worden? Egal. Was zählt ist das Ergebnis. Und das ist phänomenal. Die Kompositionen zählen zum Unterhaltsamsten, was Paddy McAloon bisher aus der Feder geflossen ist. Die Songideen sind berauschend schön und es gibt nicht eine Schwachstelle unter den gesamten Schöpfungen.
Paddy McAloon und Prefab Sprout stehen für Popmusik der hingebungsvollen Sorte. Man hört eingängige Melodien mit überraschenden Zutaten und Wendungen, die leicht ins Ohr gehen, sich da festsetzen und ein dauerhafter Begleiter sind. Die Musik wirkt so intensiv, weil sie leidenschaftlich dargeboten wird. Die Leidenschaft wird durch den Gesang transportiert, egal ob die Stimmung eher melancholisch oder mitreißend ist. Sie ist auch in den unverbrauchten Arrangements und vielseitigen Melodien zu spüren, die immer raffinierte Einfälle anzubieten haben. Die Instrumentierung ist akustisch und elektronisch, wobei die Unterschiede unerheblich sind, da alle Beigaben songdienlich und organisch verwendet werden. Die Abstimmung zwischen gestalterischem Hintergrund und Akzente setzender Begleitung ist optimal gelöst. Alles klingt wie aus einem Guss.
Die Musik baut auf, regt an, ist verführerisch und betörend. Sie streichelt lieblich die Seele, macht Hoffnung und tröstet. Das ist Popmusik in Reinkultur, die man in allen Stimmungen und Lebenslagen genießen kann. Das Album ist ein Meisterwerk und gehört in der Sammlung direkt neben „Pet Sounds“ (Beach Boys), „Rubber Soul“ (The Beatles) und „Rumours“ (Fleetwood Mac), so gut ist es.

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