Starwalker - Starwalker (2016)

Bekannte Namen, neue Kooperation: Starwalker suchen eine ungenutzte Nische im Electro-Pop-Umfeld.
Starwalker besteht zur Hälfte aus dem französischen Electronic-Pop-Duo Air, wobei es scheint, dass Jean-Benoit Dunckel die radiofreundlichere Seite zu Starwalker rüber gerettet hat. Der Einfluss seines isländischen Partners Barði Jóhannsson (Bang Gang, Lady & Bird) auf den Sound ist nicht eindeutig zu identifizieren. Starwalker ist also in gewisser Weise eine Light-Version von Air, was die Grundrichtung angeht. Es gibt eben nur eine stärkere Fokussierung auf Eingängigkeit und das Ausleben des Pop-Potentials. Wenn dieses Prinzip zu anregender, pulsierender Pop-Musik führt, hat sich die Kooperation gelohnt, denn auch Air sind ja durch angenehme, leicht zu konsumierende Musik aufgefallen, wobei die Franzosen häufig tief berührende und komplexe Töne erschaffen haben.
Starwalker: Starwalker (Kritik & Stream) - Musikexpress
Mit ihrem harmonisch warmen Klang sind Starwalker grundsätzlich universell einsetzbar. Ob im Radio als Hintergrundbeschallung, zur Entspannung bei langen Reisen oder als wohltuende Einschlafhilfe. Das ist Musik, die sich nicht aufdrängt, gleichzeitig aber auch nicht belanglos plätschern will. Sie soll zum konzentriert-angeregten Hören animieren, ohne das Hirn zu verkleben. Das funktioniert ganz ausgezeichnet bei „Get Me“, einer verführerisch gesungenen und raffiniert aufgebauten Adult-Pop-Nummer mit unwiderstehlichen Hooklines. Auch das langsame, schläfrige, psychedelische „Blue Hawaii“ taugt in dieser Hinsicht. Das Lied wurde mit blumig-schwebenden Synthesizer-Verzierungen ausgestattet, die in ähnlicher Form von Air genutzt werden. Auch „Bad Weather“ ist eine Ballade, die an Air erinnert. Verschrobene Electronics, lakonische Gesänge, verschlepptes Tempo und eine einnehmende Melodie bestimmen hier das Klangbild. Eine flotte Pop-Nummer mit Daft Punk-Bezug verbirgt sich hinter „Everybody's Got Their Own Way“. „Losers Can Win“ und „Come And Stay“ sind wiederum watteweiche, verträumte, angenehm entspannte Nummern mit teilweise leicht verfremdeten Vocoder-Stimmen.

Das Pendel schlägt aber auch schon mal in Richtung von weichgespültem, unattraktivem, unkompliziertem Mitsing-Pop aus („Holidays“, „Radio“, "„Le President“). Und „Demeter“ ist ein Instrumental, das sich auf den höchsten Standard für Bio-Produkte bezieht. Musikalisch wird diese Qualität nicht erreicht, das hat höchstens Supermarkt-Niveau. Auch bei weiteren Hördurchgängen gewinnen diese Tracks nicht an Attraktivität.
Das Starwalker-Konzept erschließt sich aus künstlerischer Sicht nicht vollständig, denn beide Musiker haben bei ihren anderen Projekten schlüssigere Arbeiten abgeliefert. In der Zusammenarbeit ergeben sich keine neuen, überraschenden Gesichtspunkte. Und da die Ausbeute an überzeugenden Songs auch nicht überdurchschnittlich hoch ist, stellt sich die Frage, warum dieses nicht voll ausgereifte Produkt unbedingt schon jetzt realisiert werden musste. Die Musiker verfügen über so viel Erfahrung und Potential, dass sie mit mehr Muße und Abwägung der Qualität der vorliegenden Einspielungen locker ein besseres Ergebnis erzielt hätten, wenn mehr Zeit für die Reifung gewesen wäre.

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