Echo & The Bunnymen - Meteorites (2014)

Die New-Wave-Helden der 80er-Jahre melden sich mit einem ambitionierten Album zurück.
Echo And The Bunnymen aus Liverpool waren in den 80er-Jahren Pioniere des dunklen, nachdenklichen New Wave. Deutliche Spuren hatte der Sound der The Doors bei ihnen hinterlassen. Das Debut „Crocodiles“ von 1980 öffnete damals die Ohren für eine neue Art von intimer psychedelischer Rock-Musik. Ihr tragisch-bombastischer Song „The Killing Moon“ von 1984 hat sich als Evergreen etabliert und wird auch heute noch gerne gecovert. Zuletzt von Matthew Sweet & Susanna Hoffs. Die Band hat über die Jahre immer wieder Musik veröffentlicht und ist ihrem oft von Weltschmerz beladenem Klang treu geblieben. Ein wenig erinnert sie dabei an U2, denn der Bunnymen-Sänger und Songschreiber Ian McCulloch ist ein ähnlich theatralischer, jammernder, an einen Wanderprediger gemahnender Frontmann wie Bono.
McCulloch stand kurz davor, sich für längere Zeit aus dem Musik-Business zu verabschieden. Mit „The Fountain“ aus dem Jahr 2009 war er im Nachhinein sehr unzufrieden und beschloss deshalb, eine kreative Pause einzulegen. Aber plötzlich waren sie wieder da, die Lust am Musizieren, die Kreativität und der Wille, noch einmal die Qualität der ersten vier Alben zu erreichen.
Ian McCulloch hält immer noch die Fäden in der Hand und zeichnet für alle Kompositionen verantwortlich. Drei Songs hat er gemeinsam mit einem anderen Vertreter dunkler Schattierungen geschrieben, nämlich mit Youth, Gründungsmitglied und ehemaliger Bassist von Killing Joke. Dieser Mann hat sich auch als Produzent so unterschiedlicher Künstler wie Crowded House, Wet Wet Wet, Heather Nova oder Alien Sex Fiend einen Namen gemacht. Außerdem betreibt er zusammen mit Paul McCartney das Projekt The Fireman. Jetzt soll er Echo And The Bunnymen als Betreuer wieder zu altem Glanz verhelfen.
Meteorites - Echo & the Bunnymen: Amazon.de: Musik
Dazu gehören in erster Linie aber gute Songs und ein Konzept, das die Stärken der Band fördert und unterstreicht. Deren Kernkompetenz liegt im Umsetzen leicht vernebelter, rauschhafter, leidgeprüfter Töne. Bei der Eröffnungsnummer „Meteorites“
und dem Abschluss „New Horizons“ wird die Stimmung in dunkle Ergriffenheit getaucht, wobei aber Licht am Ende des Tunnels sichtbar bleibt. Auch dazwischen bleibt Melancholie die Hauptzutat der Songs. Mal flankiert von flirrenden, sich überlagernden Gitarren („Constantinople“), mal mit verhangenen Streichern versehen („Burn It Down“).
Aber auf „Meteorites“ werden auch verschiedene Pop-Schattierungen zugelassen. Pop mit angezogener Handbremse, versteht sich. Für Bunnymen-Verhältnisse relativ ausgelassen ist „Holy Moses“ ausgefallen. Auch „Is This A Breakdown“ mit seinen Referenzen an den Bubblegum-Pop der 60er-Jahre hat helle Momente, die von seriösen Streichern leicht abgedunkelt werden. Der Hit ist aber „Lovers On The Run“ mit seiner pastellfarbenen, leichtgängigen Melodie und dem Ohrwurm-Refrain. Selbst die Streicher agieren hier jenseits der Tränengrenze. „Market Town“ ist ein Uptempo-Stück, welches zur Hebung der Stimmung beiträgt. Kompositorisch ist es aber eher Mittelmaß. Ein Tatbestand, der auch auf „Explosions“ zutrifft.
Die Band kann heute keinen Überraschungseffekt mehr landen oder die durchdringende Wirkung solcher Kompositionen wie „Crocodiles“ oder „Over The Wall“ erreichen. Aber sie ist bemüht, in Würde, ohne große Anbiederung an Trends, zu bestehen. Insgesamt zeigt „Meteorites“ dabei das überzeugendste Ergebnis seit „Ocean Rain“ von 1984.

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