John Hiatt - Terms Of My Surrender (2014)

Mr. Zuverlässig enttäuscht auch mit seinem neuen Album nicht. John Hiatt mag es aktuell eher akustisch und setzt auf die Kraft des Blues.
Auf John Hiatt ist Verlass. Er ist seit 40 Jahren im Musik-Geschäft und bringt seit eh und je relativ konstante Leistungen auf hohem und höchstem Niveau zustande. Seine ersten Jahre als Profimusiker waren allerdings noch durch kommerziellen Misserfolg gekennzeichnet, obwohl er sich schon früh ein hohes Ansehen bei seinen Kollegen erarbeitet hatte. Durch das vielbeachtete Schlüsselalbum „Bring The Family“ erreichte er 1987 auch beim Publikum einen ersten Achtungserfolg. Nicht zuletzt, weil er hier von einer Backing-Band aus legendären Musikern begleitet wurde: Ausnahmegitarrist Ry Cooder an der Gitarre, Session-As Jim Keltner am Schlagzeug und der britische Singer-Songwriter Nick Lowe am Bass erzeugten einen traumhaft wohlklingenden, kribbelnden Sound, der zu Hiatt wie ein Maßanzug passte. Diese Formation harmonierte übrigens so gut, dass sie 1992 noch einmal unter dem Namen Little Village zusammenkam und eine weitere grandiose Songsammlung aufnahm.
John Hiatt formte und verfestigte sein Klangbild um die Eckpunkte Rock`n`Roll, Country, Blues und Folk. Mal eher akustisch, mal eher elektrisch ausgerichtet. Seine derbe, charaktervolle Stimme ist dabei genauso einzigartig ausgeprägt wie sein stilvolles, intelligentes Songwriting. Auch das gefühlvolle Piano- und akzentuierte Gitarrenspiel verdienen es, beachtet zu werden. Warum er nicht schon längst zum Superstar avancierte, bleibt ein Rätsel und eine Ungerechtigkeit. Dass seine Songs Qualität besitzen, zeigt sich auch daran, dass sie von namhaften Kollegen gecovert wurden. Dazu gehören unter anderem Joe Cocker („Have A Little Faith In Me“, 1994), Willie Nelson („Across The Borderline”, 1993), Iggy Pop („Something Wild”, 1990), Bonnie Raitt („Thing Called Love“, 1989) und B.B. King & Eric Clapton („Riding With The King”, 2000).
John Hiatt: Terms Of My Surrender (Kritik & Stream) - Rolling Stone
Nun erscheint bereits sein 22. Studioalbum, bei dem er im Rahmen seines reifen musikalischen Mikrokosmos wieder bemüht ist, eine Detailverschiebung der eingesetzten Mittel zu erreichen. Das Album ist überwiegend akustisch ausgerichtet, aber nicht puristisch instrumentiert. Denn auch die nicht verstärkten Sequenzen wurden griffig und vollmundig in Szene gesetzt. Nur bei fünf Songs kommen unterstützend elektrische Gitarren zum Einsatz. Stilistisch ist auch ein Hang zum Blues, sowohl als Stilmittel wie auch als Gefühl, zu verzeichnen.
John Hiatt versteht sich auf den konstruktiven Umgang mit der Variation zwischen laut und leise. Typisch dafür ist „Long Time Comin`“. Das Lied fängt ruhig und ausgeglichen an, dann mischt eine verzerrte, aber melodische Gitarre den gemächlichen Verlauf auf und streut vorrübergehend Glut auf die Noten. Auch den Spannungswechsel zwischen gefühlsbeladenen Liedern („Nobody Knew His Name“, „Come Back Home“) und die Motorik ansprechenden Songs („Wind Don`t Have To Hurry“, „Nothing I Love“) tariert er gekonnt aus. Grandios, wie bei „Wind Don`t Have To Hurry“ ein altersschwaches Banjo den Ton angibt und der Song hypnotisch geführt und druckvoll aufgebaut wird.
Das Album ist gespickt mit gehaltvollen Kompositionen, da fällt es schon besonders auf, wenn mit „Old People“ eine alberne Nummer mit einfältiger Melodie dazwischen gemogelt wird. Aber insgesamt gilt: John Hiatt kann gar kein schlechtes Album einspielen. „Terms Of My Surrender” bestätigt wieder seinen Ruf als einen der beständigsten Song-Lieferanten seiner Generation.

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