Leonard Cohen - Popular Problems (2014)

Eine schöne Überraschung: Leonard Cohen beschenkt sich und uns mit neuen Songs zu seinem 80. Geburtstag.
Am 21. September 2014 feiert der ehrwürdige kanadische Musiker und Poet Leonard Cohen seinen 80. Geburtstag. Kurz vorher, am 18. September, hatte sein Sohn Adam Geburtstag, der 42 Jahre alt wurde und dessen neues Album „We Go Home“ am 12. September erschien. Außerdem wird Leonard durch das Projekt „Poem“ geehrt, das auf Deutsch gesungene Lieder aus seinem Wirkungskreis präsentiert. Als Krönung der Feierlichkeiten gibt es jetzt sogar noch ein neues eigenes Werk des Barden.
Popular Problems - Leonard Cohen: Amazon.de: Musik
Obwohl Leonard Cohen nicht über eine besonders ausgebildete Singstimme und nur über limitierte Fähigkeiten an der Gitarre verfügt, ist es ihm gelungen, eine Fülle von intensiven, substanziellen Songs und ausdrucksstarken Alben zu produzieren. Die charaktervollen Vertonungen, eine poetisch-bildreiche Lyrik und sanft-pure oder üppig ausgekleidete Kompositionen schaffen in Summe eine Tiefenwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Sein unbeirrbarer, individueller Ausdruck hebt ihn aus der Vielzahl von melancholischen Songwritern, die sich auch als Lyriker verstehen, heraus. „Popular Problems“ ist zum Glück kein Routinealbum geworden, das nur zum Zwecke des Jubiläums gefertigt wurde. Es präsentiert durchaus auch neue, ungewohnte Aspekte. Diese werden überlegen und tiefenentspannt von einer markanten Erzählstimme, die im Alter brüchig und weise geworden ist, verziert.
Nahezu alle neuen Songs sind Balladen. Bei „Slow“ lässt das der Name schon vermuten. Was hier angenehm sumpfig und gemächlich beginnt, wird im Verlauf immer wieder durch reizende weibliche Backgroundstimmen aus der Lethargie gezogen. J.J. Cale lässt grüßen.
Ein lebhafter Trommel-Rhythmus lässt „Almost Like The Blues” etwas sonniger erscheinen, als es die Tondichtung im Grunde genommen ist. Gegensätze ziehen sich eben an. „Samson In New Orleans“ könnte aufgrund der dunkel-intimen Begleitung und des kaputten Gesangs auch aus der Feder von Tom Waits stammen. Auch „Did I Ever Love You“ beginnt grummelnd. Der aparte Background-Gesang der Webb Sisters zieht den Song dann jedoch zeitweise aus dem Schattendasein. Textreich geht es beim Blues „A Street“ zu, der als Boogie langsam vor sich hin groovt. Eine interessante Sound-Variante gibt es bei „My Oh My“ zu hören. Dieses traurige Lied bekommt von den Bläsern eine jazzige Note verliehen und wird zusätzlich durch feinnervig gesetzte Dobro-Sprengsel geerdet. „Born In Chains“ ist ein demütiges Gospel-Gebet und „You Got Me Singing“ wird als intime Folk-Ballade angestimmt. Ganz anders wurde „Nevermind“ angelegt. Ein monotoner Grundrhythmus und ein ebensolcher Sprechgesang wirken zunächst unbeholfen und kühl. Liebliche Chor-Stimmen und World-Music-Beigaben führen den Track aber aus der Isolation.
Damit ist diese Moritaten-Sammlung sogar flexibler und abwechslungsreicher als Cohens letztes überzeugendes Lebenszeichen „Old Ideas“ von Anfang 2012. Alle Songs werden gediegen und ergreifend dargeboten. Die letzten Arbeiten von Johnny Cash fallen als altersweise Referenz dazu ein. „Popular Problems“ ist also eine gelungene Geburtstags-Überraschung und ein Album, das angenehm verführt. Der alte Charmeur kann einen immer noch um den Finger wickeln. Happy Birthday, Mr. Cohen!

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