Mild High Club - Timeline (2015)

Der Psychedelic-Pop ist nicht tot, denn der Mild High Club lässt diese melodische, phantasievolle Musik wieder auferstehen.
Die Entwicklung der Pop-Musik vollzieht sich oft in Wellen. Deshalb werden Ideen, die in den 50er- oder 60er-Jahren ersonnen wurden, in Abständen immer wieder aufgegriffen und inspirieren zeitgenössische Musiker bei ihrer Arbeit. Die Vertonungen des Mild High Club haben ihre Ursprünge im Psychedelic-Pop und dem Easy-Listening der 60er-Jahre. In den 70er-Jahren konnte man ähnliche Töne von Todd Rundgren hören. In den 80er-Jahren sorgte der XTC-Ableger The Dukes Of Stratosphear für ein Revival und in den 90er-Jahren kümmerten sich z.B. The High Llamas mit dem Album „Hawaii“ um eine Revitalisierung dieses wohligen Sounds.
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„Pet Sounds“ und „Smile“ der Beach Boys ist der erste Querverweis, der dem Hörer begegnet. Aber auch weniger bekannte Formationen wie The Association oder Left Banke („Walk Away Renee“) können als Referenz ausgemacht werden. Die Töne werden verspielt, aber melodisch angeordnet. Durch spezielle Effekte klingen Passagen wie verschwommen, als würden die Aufnahmen leiern („Note To Self“, „You And Me“, „Undeniable“, „Weeping Willow“). Dieses Stilmittel trägt zu der fremdartigen Stimmung bei, die diesen berauschten, aber behaglich ablaufenden Kompositionen eigen ist. Der Gesang hört sich wie gefiltert oder wie aus einem Nebenraum oder dem Hintergrund kommend an. Diese Musik vermittelt den Eindruck, als wären bei ihrer Realisierung tatsächlich milde halluzinogene Substanzen im Spiel gewesen. Ähnliche Schwingungen hat man schon vom genialen Musiker und Produzenten Van Dyke Parks („Song Cycle“) oder den Beatles („I Am The Walrus“) gehört. Bei „Rollercoaster Baby“ kommen durch den stumpfen, trockenen Rhythmus sogar Erinnerungen an The Velvet Underground auf und „Undeniable“ bedient sich bei Klangfolgen von Johann Sebastian Bach.
Alexander Brettin heißt der Kopf, der hinter dem Mild High Club steckt. Er ist ein am Jazz geschulter Musiker, der seit 2012 mit einem Kassettenrekorder, einem MacBook, einer 12-saitigen elektrischen Gitarre, Keyboards, Bass und einer Rhythmus-Maschine an diesem Sound feilt. Es ist ihm gelungen, die Ahnenreihe würde- und geschmackvoll fortzuführen und damit dem Psychedelic-Pop im neuen Jahrtausend ein frisches Gesicht zu verleihen. Einziges Manko: 29 Minuten Spielzeit sind doch arg kurz.



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