The Kinks - Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One (Deluxe Edition) (2014)

Mit „Lola…” wird ein Kinks-Klassiker nochmals wiederveröffentlicht. Als Zugabe gibt es Bonustitel und den Soundtrack zu „Percy“.
Wer nach den bedeutendsten britischen Bands aller Zeiten fragt, dem werden natürlich häufig die Beatles und Rolling Stones genannt. Vielleicht noch The Who, Led Zeppelin oder Fleetwood Mac (die ursprünglich mal rein britisch waren). Aber The Kinks werden bei dieser Aufzählung häufig vergessen. Und das vollkommen zu Unrecht. Die Gruppe um Mastermind Ray Davies hat sowohl den aufkeimenden Rhythm & Blues der Mittsechziger entscheidend mitgeprägt und dadurch zeitlose Klassiker wie „You Really Got Me“ erschaffen, wie auch der anspruchsvollen Pop-Musik ein neues, höchst attraktives Gesicht gegeben. Sie erhoben das Medium Langspielplatte zur Kunstform und entwarfen einige ambitionierte Konzept-Werke. Mit analytischen Betrachtungen des britischen Lebensstils garnierten sie unter anderem die Alben „The Village Green Preservation Society“ (1968) und „Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)“ (1969).
The Kinks: Lola Versus Powerman (Deluxe Edition) (2 CDs) – jpc
Auch „Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One” (1970), das achte Studioalbum der Kinks, gehört zu deren kritischen Gesamtkunstwerken. Es beinhaltet im Kern eine Abrechnung mit der Musikindustrie. Kommerziell war das Werk sehr erfolgreich und warf zwei massive Hits ab. Und zwar das Titelstück, das die Geschichte eines Mannes, der einen Transvestiten kennenlernt, erzählt. Der Song, der damals für Aufsehen sorgte, wurde sogar 1984 von Heinz-Rudolf Kunze ins Deutsche übersetzt. Außerdem noch „Apeman“, ein albern-fröhlicher Mitgröl-Song, der nicht gerade zu den stärksten Kompositionen von Ray Davies zählt. Übrigens war „Lola…“ ursprünglich als Doppelalbum geplant, deshalb gab es den Zusatz „Part One“. Der zweite Teil wurde aber nie verwirklicht.
Musikalisch streunen die Kinks zwischen den Quadranten Boogie-Blues, Hard-Rock, Country-Folk und Pop. Sie verwenden diese Stile nicht nur pur, sondern bringen sie auch in Beziehung zueinander. Mit dem von Ray Davies´ Bruder Dave geschriebenen, sympathisch-zurückgenommenen „Strangers“, dem beatlesken „Get Back In Line“ sowie dem druckvoll rockenden, augenzwinkernd eigene Songs beleihenden „Top Of The Pops“ verstecken sich hier auch nicht so bekannte Highlights. Das Bonusmaterial besteht aus sieben Songs, wobei nur der Boogie-Blues „Anytime“, der sich anhört, als wäre er eine Auftragskomposition für die Glam-Rock-Band Mott The Hoople sowie eine alternative Version von „Lola“ wirklich interessant sind.
„Percy“ ist der Soundtrack zu einer Komödie von 1971, die auf einer Novelle von Raymond Hitchcock, dem Vater des Musikers Robyn Hitchcock basiert. Bei der Erstveröffentlichung hörte man sieben Kinks-Songs und sechs orchestrierte Instrumental-Nummern. Unter anderem auch von „Lola“. Das Album ist eigentlich nur für Fans, die den Output der Kinks vollständig haben möchten, von Wert. Die Balladen „God`s Children“ und „Moments“ sind ganz nett, aber unspektakulär. Die damals ausgekoppelte Single „The Way Love Used To Be” ist der herausragende Beitrag zu dieser Filmmusik. Das Streicher-Arrangement sorgt für Tiefgang und die Melodie ist zum Dahinschmelzen schön. Auch der Pop-Song „Dreams“ ist aufgrund der raffiniert verschachtelten Melodie hörenswert.
Die übrigen Beiträge kann man aber vernachlässigen. Sie mögen zusammen mit den Bildern und der Handlung des Streifens die gewünschte Wirkung erzielen, isoliert betrachtet bieten sie aber zu wenig Substanz. Das beigefügte Bonusmaterial von 10 Titeln besteht alleine aus sieben Mono-Versionen von bereits verwendeten Tracks. Das dürfte nur beinharte Komplettisten zufriedenstellen. Außerdem ist hier auch die Single-Version von „Lola“ enthalten, bei der der Text aufgrund von rechtlichen Problemen und Indizierungs-Androhungen der BBC von „Coca Cola“ auf „Cherry Cola“ geändert werden musste.
Die Kollektion wurde klanglich überarbeitet und durch ein informatives Booklet mit seltenen Fotos abgerundet. In dieser Form soll nach und nach der gesamte Back-Katalog der Kinks von 1964 bis 1970 aufgearbeitet werden. Das könnte interessante Entdeckungen und Einblicke mit sich bringen, wenn als Bonus spannende Funde angehängt werden. Den Kinks-Fan wird es ärgern, da er sich den Gesamtkatalog dann nochmal zulegen muss.

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